Der von der Stadt Braunfels beschlossen Klimaaktionsplan orientiert sich am Musteraktionsplan des Landes Hessen. Er ist inhaltlich dürftig und verwirrend.
Prüfen statt machen
Im Abschnitt „Beschlüsse in den kommunalen Gremien“ finden sich fast ausschließlich Formulierungen wie „der Magistrat der Stadt Braunfels wird beauftragt, zu prüfen…“. Konkrete Maßnahmen: Fehlanzeige.
Bilanz
Die CO2-Startbilanz für die Kommune fehlt leider – Softwarelizenz: Fehlanzeige.
Stattdessen gibt es den Energieverbrauch der kommunalen Liegenschaften aus dem Jahr 2020: Strom und Heizenergie (Gas und Flüssiggas, Heizöl, Pellets). Irgendwie ist der Fuhrpark abhandengekommen, Angaben zum Kraftstoffverbrauch: Fehlanzeige.
Umrechnung der Energieverbräuche auf CO2-Emission: Fehlanzeige.
Geplante Maßnahmen und Projekte
Es sind 14 Projekte aufgeführt. Die Beschreibung von Projekt 4 (Heizung Feuerwehr Bonbaden) ist wohl beim Scannen verschluckt worden. Bei 6 Projekten wurden konkrete CO2-Minderungspotenziale angegeben. Bei den anderen 8 Projekten: Fehlanzeige.
Sonnenschein
Von den 6 konkretisierten Projekten sind 4 Vermietungen von Dachflächen an einen Verein, der dort Solarstrom erzeugen möchte. Dieser Verein dient als Mittler zwischen Kapitalanlegern und Flächenanbietern. Die angegeben CO2-Einsparungen beziehen sich auf den Strommix von 1990 (764 g/kWh). Würde man den Strommix von 2020 (366 g/kWh) ansetzen wäre die Einsparung nur halb so groß. Da die Stadt seit 2017 sowieso Ökostrom bezieht ergibt sich rechnerisch überhaupt keine CO2-Reduktion für den städtischen Verbrauch.
Bleiben noch 2…
Maßnahmen mit konkreter CO2-Einsparung. Beides sind Heizungsanlagen in fortgeschrittenem Alter:
- Projekt 2, Feuerwehr Philippstein, Baujahr 1993
- Projekt 11, Schwimmbad Braunfels, Baujahr 1986.
Nur beim Schwimmbad hat man sich die Mühe gemacht ein Einsparpotential von 6 t zu benennen. Wie man von 22.000 kWh Verbrauch auf eine CO2-Reduktion von 6 t kommt, bliebt wohl ein Geheimnis. Bei einer Erdgasheizung wären es nach Angaben des Umweltbundesamtes (S. 47: 55,9 t CO2/TJ = 201 g CO2/kWh) nur 4,5 t.
Uns Bürgern den Austausch uralter Heizungsanlagen als proaktiven Klimaschutz verkaufen zu wollen ist schon frech.
Fazit
So wird das nix mit dem Klimaschutz in Braunfels.